Archive for the 'Glaubenssätze & Überzeugungen' Category

Kollektive Muster erkennen

30. April 2021

NLP-Methoden helfen, die für die eigene Persönlichkeit nicht zielführenden Muster zu transformieren. Weil Denk- und Handlungsmuster sowie die damit verbundenen Gefühle aber nicht nur über eine biographische, sondern auch eine kollektiv-gesellschaftliche Dimension verfügen, bleiben einige Themen lange verdeckt. Das Buch Kriegsenkel von Sabine Bode, bereits 2009 erschienen, liefert denjenigen einen Schlüssel zum eigenen Selbstverständnis, die in den sechziger und siebziger Jahren in Deutschland aufgewachsen sind.

Wir alle kennen das Phänomen, dass aus Schuld, Selbstschutz, Scham und Überforderung Erlebnisse und Themen sowie die damit verbundenen Emotionen beiseite gelegt werden. So sind die Kriegskinder in Deutschland mit lautem Schweigen und einem hohen Anspruch an Disziplin und Leistung herangezogen worden. Weder konnten oder wollten die Eltern ihre Erlebnisse emotional beleuchten, noch gab es Raum für Verarbeitung der frühen Leiden der Kinder im Zuge des Kriegsgeschehens oder der Flucht. Der Blick in die Vergangenheit galt als Tabu.

Was aber bedeuten diese Muster für die Nachgeborenen, die Generation der Kriegsenkel, erzogen von Kriegskinder? Aus eigener Erfahrung kenne ich das Phänomen der Doppelbotschaften: Einerseits die kollektive Parole „früher war gestern – heute ist alles anders“. Andererseits das diffuse Gefühl, öfter mal auf dünnem Eis zu wandern. Einerseits große Offenheit für Veränderungen und das Signal, in einer Zeit der unendlichen Möglichkeiten zu leben. Andererseits das Gefühl auch existentieller Unsicherheit, das immer wieder zu Vorsicht mahnt. Auf der einen Seite Lebensfreude und Tatendrang, auf der anderen emotionaler Rückzug und Depression.

Ein zentrales Muster der sechziger und siebziger Jahr war offenbar, in NLP-Sprache ausgedrückt, Polarität, die Koexistenz von Gegensätzen, verkörpert in einer Person, einer Familie und in einer Generation. Doch diese Polarität stellte sich mangels kollektiver Diskurse für die Kriegsenkel als individuelles Dilemma und manchmal auch Versagen dar. Wie assoziiert und unbeschwert in der eigenen Zeit leben und sie genießen, wenn die (Groß-)Eltern das Gespräch über ihre eigene Zeit scheuen? Wie eigene Zukunft kreativ und mutig gestalten, wenn die Umwelt zum Teil in ritualisiertem und sicherheitsorientieren Handeln erstarrt? Wie Lebendigkeit leben mit Menschen, denen manchmal genau diese Lebendigkeit fehlt?

Sowohl mit NLP-Methoden einschließlich der Methode Aufstellungen als auch mit weiteren systemischen Herangehensweisen wird schon seit mehreren Jahrzehnten das Bearbeiten und Verstehen der eigenen Familiengeschichte erfolgreich begleitet. Bodes kollektiver Ansatz stellt darüber hinaus eine wirkungsvolle Reflexionshilfe und Anregung für diejenigen dar, die trotz biographischer Klärungsarbeit als Erwachsene ein diffuses Gefühl mit sich herumtragen, das sie nicht so recht verstehen können. Das Buch liefert viele Anhaltspunkte dafür, wie die eigene Lebensgeschichte im Rahmen des Zeitgeschehens noch einmal neu erzählt werden kann.

Wie beeinflusst uns Sprache?

21. August 2020

NLP, das Neuro-linguistische Programmieren, hebt bereits im Namen hervor, welchen hohen Stellenwert es der Sprache beimisst. Die Sprache, so die NLP-Idee, setzt den Rahmen für unsere Sicht auf die Realität. Ein veränderter Umgang mit Sprache verändert daher auch die wahrgenommene Wirklichkeit. Der Linguist Guy Deutscher zeigt in seine Buch Im Spiegel der Sprache anhand von Sprachvergleichen, warum die Welt in anderen Sprachen tatsächlich anders aussieht.

Deutschers Feststellung: Jeder kann in seiner eigenen Sprache potenziell alles ausdrücken, was er als Idee oder Konzept verstanden hat. Doch jede Sprache verengt oder erweitert durch ihren Wortschatz und ihre Grammatik zugleich die Sicht auf die Welt. Drei spannende Beispiele untersucht Deutscher im Detail: das Deuten von Farben, die Verortung von Dingen und Menschen im Raum sowie der Umgang mit geschlechsspezifischen Sprachhinweisen, womit wir als Deutschsprechende besonders gut vertraut sind.

Zunächst zur Farbe: Noch zu Zeiten Homers war das Farb-Vokabular des Griechischen so begrenzt, dass man im 19. Jahrhundert über eine physiologische Einschränkung des Sehsinns in der Antike spekulierte. Doch heute ist gesichert, dass die Menschen der Antike biologisch genauso differenziert wahrnehmen konnten wie wir. Ihre kulturelle Sicht auf Farben war jedoch reduziert. Erst seitdem Menschen immer mehr Farben selbst herstellen können, wächst die Fähigkeit zur sprachlichen Unterscheidung von Farbnuancen an. Für uns ist das Meer heute (türkis-)blau, jadegrün, schwarz oder braun, während Homer das Meer durchgehend als „weindunkel“ wahrgenommen hat.

Das Beispiel der Verortung zeigt, welche Tragweite die Sprache für Wahrnehmungen haben kann. Die Sprecher der australischen Guugu Yimithirr-Sprache gehen nicht, wie wir es für selbstverständlich halten, egozentrisch vor und beschreiben Menschen, Gegenständen und Landschaften relational zu sich selbst. Stattdessen ordnen sie die Welt um sich nach Himmelsrichtungen: „Du findest die Milchprodukte im Osten des Supermarkts“.

Während wir uns gelegentlich missverstehen, weil wir nicht wissen, aus wessen Sicht die Beschreibung „rechts von“ zu deuten ist, schafft diese Eingeborenensprache eine überpersönliche Klarheit. Ihre Sprecher schulen schon in den ersten sechs Lebensjahren ihre Sinne in einem Ausmaß, das ihnen erlaubt, auch ohne Kompass die Himmelsrichtungen präzise zu bestimmen. Mit dem schrittweisen Aussterben dieser Sprache wurde leider auch das Aussterben dieser Fähigkeit festgestellt.

Nun zu geschlechtsspezifischen Hinweisen in der Sprache: In einem in englischer Sprache durchgeführten Experiment wurden Spanischmuttersprachler und Deutschmuttersprachler gebeten, ihre Assoziationen zu so einfachen Wörten wir „bed“ oder „apple“ zu nennen. Auch auf Englisch beschreiben Spanier Betten („las camas“) und Äpfel („las manzanas“) als ausgesprochen weiblich, während Deutsche dem Bett eher sachliche und dem Apfel eher männliche Qualitäten zuschreiben. Unbewusst hängen ganz offensichtlich unsere Assoziationen von sprachlichen Vorgaben ab. Ohne Zweifel ein gutes Argument für das gendergerechte Sprechen.

Das Fazit für den (Coaching-)Alltag: Die Wirklichkeit ist in den meisten Fällen nicht identisch mit der Sprache, in der wir sie beschreiben. Ein kritisches Überprüfen der Sprache erschließt, ganz im Sinne des NLP, neue Sichten auf die Welt. Mit einer sorgfältig gewählten Sprache fördern wir die Sinneswahrnehmung und schulen uns darin, Perspektivwechsel vorzunehmen. Sprachenlernen, so noch eine Erkenntnis, erweitert enorm den Horizont. Übrigens: Wer gerne Wissenschaftskrimis liest, hat mit der Lektüre diese Buches eine sehr vergnügliche Zeit vor sich.

 

 

Gedanken als Medizin verstehen

5. Oktober 2015

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Warum Gedanken oft stärker sind als Medizin, dieser Idee geht die amerikanische Ärztin Lissa Rankin in ihrem Buch Mind Over Medicine nach. Rankin schildert in zahlreichen Beispielen, untermauert durch umfassendes wissenschaftliches Belegmaterial, dass der Geist den Körper heilen kann. Ihr Motto: „Glauben Sie sich gesund“.

Krankheit, so Rankin, hat viele Quellen. Nicht allein Organschwächen, sondern vor allem die eigene Lebensweise und der persönliche Umgang mit Stress fördern die Entwicklung körperlicher Einschränkungen. Die Ärztin, die ihre eigene Krankheit mit einem ausgeglicheren Lebensstil in den Griff bekam, empfiehlt daher, den eigenen Geist durch neue Denkweisen zu heilen. Auf diesem Weg zur Gesundheit schlägt sie sechs Schritte zur Entwicklung einer individuellen Heilungs-Rezeptur vor.

Als „todsicheren Weg, sich krank zu machen und krank zu bleiben“ bezeichnet sie dagegen die Auffassung, dass Krankheiten vor allem  Folgen genetischer Vorbelastungen und konkreter Umweltbedingungen seien. So sterben beispielsweise in San Francisco Menschen chinesischer Abstammung vor allem deshalb früher als vergleichbare Kontrollgruppen, weil sie an ihr Horoskop glauben. Denn das chinesische Horoskop sieht für einige Geburtsjahre ungünstige Gesundheits-Prognosen voraus.

Aber auch der unkritische Glaube an Ärzte, so Rankin, kann unter bestimmten Umständen gesundheitsgefährend sein. So wie Placebos positiv wirken, so kann die negative Haltung des Arztes als Nocebo Schaden herbeiführen. Ärzten empfiehlt Rankin daher 15 Möglichkeiten, wie sie durch positive Kommunikation die Heilungschancen Patienten verbessern können. Der wichtigste Punkt: „Verbreiten Sie Hoffnung. Die Prognose mag noch so düster aussehen, eine Spontanheilung ist immer möglich.“

 

 

Den eigenen Traum leben

1. September 2014

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„Never give up on what you really want to do. The person with big dreams is more powerful than the one with all the facts. (Albert Einstein)

Mit Werten verändern

1. September 2011

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Werte verändern die Welt. Das zeigen Don E. Beck und Christopher C. Cowan mit  Spiral Dynamics, einer Weiterentwicklung des Konzepts biosozialer Systeme von Clare W. Graves. Der Kern des Modells: Werte bestimmen die Weltsicht der Menschen und damit die Art und Weise, wie sie Probleme bewältigen. 

Jedes Wertesystem entwickelt sich aus dem Zusammenwirken von Lebensumständen und Problemen sowie entsprechender Lösungsstrategien. Innovative Lösungsstrategien ermöglichen die Bewältigung neugearteter Herausforderungen. Neue Herausforderungen wiederum erfordern aktualisierte Lösungsideen.

Das Spiral Dynamics-Modell zeigt, wie sich Werte, Überzeugungen und Welt-Konzepte evolutionär weiterentwickeln und aufeinander aufbauende und zugleich verschiedene Wertesysteme bilden. Beck und Cowan stimmen mit Graves in der Identifikation von bislang acht Wertesystemen überein.

Das Besondere der jüngsten zwei Werteysteme: Die Weltsicht der Menschen wird immer systemischer und zugleich holistischer. Wer diese Werteebenen erreicht hat, kann im Sinne eines Lernens zweiter Ordnung über sich selbst und die anderen Wertesysteme reflektieren.

Kurz und gut: Die Welt verändern heißt im Sinne von Spiral Dynamics vor allem, die eigenen Werte zu verändern.

Die richtigen vier Fragen stellen

19. Juni 2008

„Entweder man klammert sich an seine Gedanken“, so Byron Katie,“oder man überprüft sie. Es gibt keine andere Möglichkeit.“ Mit vier einfachen Fragen unterstützt sie Menschen dabei, zu einer neuen Denkweise über ihre Probleme zu kommen.

Byron Katies These in „Lieben was ist. Wie vier Fragen Ihr Leben verändern können“: Wie auch immer Sie eine Situation bewerten – die Verantwortung für diese Sichtweise liegt ganz bei Ihnen selbst. Ihr Lösungsweg: Vier Fragen zu Ihrem Problem, die Sie konsequent zur Übernahme der eigenen Verantwortung führen.

Die erste und zweite Frage : „Ist das wahr?“ – „Können Sie absolut sicher wissen, dass das wahr ist?“

Sollten Sie nicht mit einem klaren „Ja“ antworten können, gilt es, den eigenen Gedanken zum Problem zumindest in Frage zu stellen.

Die dritte Frage: „Wie reagieren Sie auf diesen Gedanken?“

Diese Frage verdeutlicht Ihnen schnell, welche Folgen es für Ihr Handeln hat, so und nicht anders über die Situation zu nachzudenken. Trägt nicht Ihr Gedanke genau zu dem Problem bei, das Sie eigentlich gelöst wissen wollen?

Die vierte Frage: „Wer wären Sie ohne diesen Gedanken?“ – Und die Aufforderung, Ihre Problemformulierung umzukehren.

Mit der vierten Frage eröffnen Sie sich neue Denk- und Handlungsspielräume jenseits des zunächst von Ihnen beschriebenen Problems.

Und mit der Umkehrung der Problemformulierung vielleicht eine ganz konkrete Handlungsaufforderung an sich selbst: Nicht der andere, sondern Sie sind gefordert, auf eine neue Art zu denken oder zu agieren.

Byron Katies Fragen sind eine hervorragende Ergänzung der klassischen Metafragen, die NLP´ler zum Hinterfragen von Glaubenssätzen und Überzeugungen verwenden. Für (Noch-)Nicht-NLP´ler sind sie ein leicht zugänglicher Einstieg in eine Denkweise, die Eigenverantwortung konsequent in den Mittelpunkt stellt.

Überlebte Glaubenssätze aktualisieren

5. März 2008

 

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Unser Handeln wird nicht zuletzt durch unsere Glaubenssätze gesteuert, die Sammlung fester Überzeugungen, die wir im Verlaufe der Zeit zu allen Themen des Lebens herausgebildet haben. Glaubenssätze verkörpern unsere Verallgemeinerungen über uns selbst und die Welt. Von Zeit zu Zeit gilt es daher, diese Sätze auf den neuesten Stand zu bringen.

Warum das nötig ist, werden Sie fragen. Aktualisieren sich Glaubenssätze nicht von allein? In gewisser Weise haben Sie Recht.

Weil aber Glaubenssätze auf stark gefühlsbesetzten Erlebnissen in der Vergangenheit beruhen, bedarf es eines mindestens ebenso starken Erlebens in der Gegenwart, damit eine alte Überzeugung einem neuen Glaubenssatz weicht.

Doch aus NLP-Sicht müssen Sie nicht warten, bis dieses Ereignis eintritt. Wenn Sie feststellen, dass eine bestimmte Überzeugung für Ihr Leben hinderlich ist, können Sie ganz bewusst eine Änderung herbeiführen. Wie das geht?

Eine ganz einfache Methode besteht in der Analyse Ihres Glaubenssatzes. Wenn dieser aus kondensierter, sprachlich verdichteter Erfahrung besteht, dann können Sie erforschen, ob er im Abgleich mit der konkreten, detailreichen Wirklichkeit seine Gültigkeit behält.

Nehmen Sie beispielsweise den Satz „Ich bin immer die Dumme“. Stimmt tatsächlich – einmal unterstellt, diese Aussage hätte für Sie Gültigkeit – dass Sie in jeder Lebenslage die Dumme sind? Oder handelt es sich hier um eine Übertreibung?

Was heißt es für Sie überhaupt, „immer die Dumme“ zu sein? Mit wem vergleichen Sie sich (in-)direkt, wenn Sie sich selbst so bezeichnen? Wie handeln Sie, um ausgerechnet immer „die Dumme“ zu sein?

Nach diesem Schema können Sie so lange weiterfragen, bis Sie Ihren Glaubenssatz mit dem konkreten Erleben in der Gegenwart in Einklang gebracht haben. Und feststellen, dass Ihre Negativüberzeugung ganz schön übertrieben war!

Voraussetzung ist einzig und allein Ihre Bereitschaft, sich dem (mitunter starken) Erleben des Widerspruchs zwischen Glaubensatz und Detailbeobachtungen zu stellen.

Und wenn Sie Spaß am Spiel mit Ihren Glaubenssätzen gefunden haben, werden Sie feststellen, dass es noch zahlreiche weitere hilfreiche Methoden im NLP gibt, überlebte Überzeugungen in einem neuen Licht zu sehen.

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