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Ethik im Coaching

27. April 2022

Coaching ist eine besonders verantwortungsvolle Tätigkeit. Denn schließlich schenken die Klienten dem Coach ein hohes Maß an Vertrauen. Sie „vertrauen sich an“ und teilen mit ihm ihr ganz persönliches Erleben und die damit verbundenen Emotionen. Das ethische Verhalten des Coachs ist daher der Dreh- und Angelpunkt für die Qualität der Beziehung, die Coach und Klient miteinander aufbauen.

Coaching macht es sich per definitionem zur Aufgabe, nicht die eigenen Ziele, sondern die Ziele des Klienten in den Mittelpunkt zu stellen. Es setzt aus diesem Grund immer die professionelle Rollenklarheit des Coachs voraus. Auch beim Coaching von Freunden oder Bekannten verfügt ein geschulter Coach über die Kompetenz, die persönliche von der professionellen Ebene klar zu trennen.

Der Coach verantwortet zwar nicht die vom Klienten gefundenen Lösungen, zum Beispiel eine Trennung vom Arbeitgeber. Doch er ist verantwortlich für die Beziehungsqualität zum Klienten und für Qualität des Coaching-Prozesses. Zu seinen Aufgaben gehört es außerdem, seine berufsbezogenen Kompetenzen weiterzuentwickeln und die Grenzen seiner Kompetenzen in einem Coaching klar zu erkennen. Wenn sich beispielsweise Themen im Verlaufe des Coachings als therapiebedürftig darstellen, gehört die Verweisung an Experten zur Kompetenzausübung des Coachs.

Zum Coaching gehört neben der Verschwiegenheit auch eine durchgehende Wertschätzung für die Haltung und das Verhalten des Klienten. Ohne die Fähigkeit, allen (in-)direkt Beteiligten gegenüber Neutralität zu bewahren, wird der Coach seiner Aufgabe nicht gerecht. Denn zum Coaching gehört die systemische Überzeugung, dass allem Verhalten eine positive Absicht innewohnt und insofern jedem der gebührende Respekt zu zollen ist.

Die systemische Grundhaltung des Coachs führt zu einem ökologischen Denken, das die Komplexität der Wechselwirkungen in Systemen im Blick hat. Aus dieser Sicht sind Klienten-Lösungen nur dann langfristig tragfähig, wenn sie der inneren sowie äußeren Ökologie des Klienten entsprechen und ihn auf längere Sicht weniger kosten als das alte Verhaltensprogramm. Gute Coaching-Lösungen orientieren sich nicht am schnellen, sondern immer am nachhaltigen Erfolg.

Der inflationäre Gebrauch des Begriffs Coach in den Medien und in der Wirtschaft legt nahe, dass jeder jederzeit über Coaching-Kompetenzen verfügen kann. Doch es liegt auf der Hand, dass die genannten Coach-Fähigkeiten einer gezielten Schulung bedürfen. Coaching ist ein Berufsbild, bei dem methodische Qualitäten und die Bereitschaft zur Persönlichkeitsentwicklung sowie ethisch ausgerichtetem Handeln untrennbar miteinander verknüpft sind.

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