Etwas mehr Hirn, bitte, lautet die Aufforderung des Neurobiologen Gerhald Hüther, der mit seinem neuesten Buch zur Wiederentdeckung der Freude am Denken und der Lust am gemeinsamen Gestalten einlädt. Seine These: „Jedes Lebewesen kann das in ihm angelegte Potenzial nur in einem koevolutionären Prozess mit allen anderen Lebensformen zunehmend besser zur Entfaltung bringen.“
Hüther beschreibt das Gehirn des Menschen als lernfähiges bzw. neuroplastisches System, das sich selbst organisiert. In Auseinandersetzung mit der Umwelt können Menschen sich fortentwickeln und transformieren. Zudem ist der Mensch als einziges Lebewesen der Erde in der Lage, über sich selbst nachzudenken und zu sich selbst und der Welt neue Perspektiven einzunehmen.
Die Suche nach Erkenntnis, so Hüther, geht allerdings in die Irre, wenn Menschen Lebewesen mit den gleichen Maßstäben wie Maschinen messen und damit das Prinzip der Selbstorganisation aus den Augen verlieren.
Als kritische Entwicklungsmotoren betrachtet Hüther auch Prinzipien wie Wettbewerb, Druck oder übermäßige Spezialisierung. Denn „kein lebendes System existiert für sich allein„. Menschliche Potenzialentfaltung ist auf die Einbettung in soziale Systeme angewiesen. Menschsein braucht Autonomie und zugleich soziale Verbundenheit.