Hört auf zu coachen! lautet der Appell der Persönlichkeitsentwicklerin und Coach-Ausbilderin Svenja Hofert. Ihr aktuelles Buch will vermitteln, wie man Menschen wirklich weiterbringt. In sechs Thesen fordert sie eine Abwendung von einem Coaching-Verständnis, das sich auf Handwerk und Tools fokussiert und dabei den Menschen aus dem Auge verliert.
Gutes Coaching, so Hofert, brauche keine Regeln und enge Definitionen, sondern in ihrer Persönlichkeit entwickelte Coachs, die sich auf die unterschiedlichen Entwicklungsebenen ihrer Klienten individuell einstellen können. Auf der Basis des Modells der Ich-Entwicklung nach Loevinger stellt sie ein flexibles Coaching-Modell vor und formuliert nützliche Grundregeln des Flexi-Coachings.
So weit, so gut. Doch wer vertritt das von Hofert kritisierte Coaching-Verständnis? Wer promotet Tools als Selbstzweck? Wer hält die Persönlichkeitsentwicklung von Coachs für entbehrlich? Und wer engt Coaching durch definitorische Abgrenzungen zum Nachteil des Coachings ein? Liest man Hoferts persönliche Beispiele und Erfahrungen, gehören alle etablierten Coaching-Richtungen in Deutschland dazu.
Eigentlich ist es Hoferts erklärtes Programm, den Falsch-Richtig-Modus zu überwinden, um schließlich in den von ihr geforderten flexiblen Modus zu kommen. Doch die Gesetze des Marketings, das gerne mit Polarisierungen arbeitet, scheinen stärker zu sein. Ironischerweise löst Hofert auf diesem Weg ihre Forderung: Hört auf zu coachen! perfekt ein. Wenn Coaching durch die Definition als professionelles Helfen begrifflich entgrenzt wird, ist eigentlich jede professionelle Hilfe Coaching – oder auch nicht.