Der Hirnforscher Christian Keysers, Spezialist für Spiegelneuronen und die Empathiefähigkeit unseres Gehirns, geht der Frage nach, Warum wir verstehen, was andere fühlen. Wissenschaftlich profund und anschaulich zugleich vermittelt er, wie unsere Gehirne miteinander kommunzieren. Er zeigt, wie die Schaltkreise funktionieren, die die verschiedenen Teile unseres Gehirns, unseres Körper und die Gehirne anderer Menschen miteinander verbinden.
Wer sich professionell mit Kommunikation beschäftigt, kann mit diesem Buch nicht nur seinen theoretischen Horizont für die systemische Komplexität der Kommunikation enorm vertiefen. Auch das praktische Verständnis für wirkungsvolle Kommunikation wächst.
Empathie, so Keysers, hat zwei Seiten: Zum einen ermöglichen uns unsere Spiegelneuronen, die Ziele und Beweggründe anderer Menschen aus deren Perspektive wahrzunehmen. Zum anderen erlauben sie uns, die Gefühle der Anderen mitzuempfinden. Ist der erste Vorgang ein geistiger Prozess, der sich im Medium Sprache abspielt, so wirkt sich der zweite Empathievorgang unmittelbar auf unser körperliches Empfinden aus. Wir können andere mittels Empathie nicht nur verstehen, sondern auch ihre Gefühle fühlen.
Wer Empathie nutzen will, muss jedoch auch investieren. Empathie setzt Wahrnehmung und damit Interesse voraus. Erst wenn wir unsere Sinne auf unsere Mitmenschen ausrichten, reagiert unser Gehirn mit Empathie. Je ähnlicher andere Menschen sind, umso leichter ist unser Interesse und damit unser Einfühlungsvermögen geweckt.
Empathie ist immer auch eine Art Simulation des Wahrgenommenen in unserem eigenen Inneren. Daher gilt umgekehrt, dass Verschiedenheit das Einfühlungsvermögen fehlleiten kann. Das Spiegelsystem kann lügen, so Keysers Formulierung. Durch Projektion läuft unsere Intuition schon mal in die Irre und verführt uns, dem anderen unsere eigenen Themen zu unterstellen. Hier hilft nur eine Schulung der Wahrnehmung des eigenen Selbst und der Mitmenschen.