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Selbstentwicklung oder Selbstoptimierungswahn?

29. Juni 2016

 

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Schon mehr als drei Jahrzehnte beschäftigt uns die Idee der Selbstoptimierung. Nicht zuletzt NLP selbst hat dem Selbstoptimierungsdrang Vorschub geleistet. Der Coaching-Boom hat das Streben nach dem Optimum noch verstärkt. Doch natürlich hat sich auch bereits eine Gegenbewegung formiert. Titel wie Du sollst nicht funktionieren von Ariadne von Schirach zeigen, dass das Selbstentwicklungskonzept immer wieder einseitig perfektionistisch und fehlerorientiert verstanden wird. Also doch So scheiße bleiben, wie man wirklich ist, wie Rebecca Niazi-Shahabi in ihrem Buchtitel fordert?

Natürlich nicht. Aber es gilt, die Maßstäbe und Werte zu klären, an denen sich menschliche Entwicklung ausrichten kann. Sebstoptimierung orientiert sich am Perfektionismus. Dieser nährt sich von der Idee, ein fiktives Optimum zu einhundert Prozent leben zu können. Bei genauerer Betrachtung ist das eine lebens- und entwicklungsfeindliche Idee, da sich bei lebenden, sich permanent in Anpassung an die Umwelt verändernden Systemen, wie Menschen sie sind, kein statischer Optimalzustand definieren lässt.

Was in einem bestimmten Moment optimal funktioniert, kann zu einer anderen Zeit durchaus dysfunktional sein. Eigentlich bedeutet Selbstentwicklung ja, genau dieses Phänomen zu akzeptieren und zu verstehen. Wenn aber Perfektionismus in die Irre führt, welche Ideen, Werte und Konzepte können dann Orientierung für die eigene Entwicklung bieten? Und was können Methoden und Techniken des Selbstmanagements überhaupt realistischerweise dazu beitragen?

Aus systemischer Warte ist Persönlichkeitsentwicklung immer ein höchst individueller Prozess, der zuallererst Orientierung am inneren Gleichgewicht und Wohlbefinden braucht. Richtet sich Selbstoptimierung an vorgegebenen Schablonen aus, ist also fremdbestimmt, bedeutet Selbstentwicklung im Gegensatz dazu, eigene Maßstäbe zu erforschen, kennenzulernen und zu leben. Selbstentwicklung ist immer auch Selbstentdeckung, ein Kennenlernen und Erkunden der eigenen Maßstäbe.

Methoden und Techniken wie das systemische Coaching mit NLP können letztendlich nur Anregungen zur Selbstentwicklung bieten und selbstregulative Prozesse stimulieren. Orientiert sich diese Entwicklung an lebenswerten persönlichen Visionen und Zielen, kommen Menschen sich bei diesem Prozess näher, anstatt sich durch perfektionistische Selbstkritik von sich zu entfernen.

Die Coach-Persönlichkeit entwickeln

12. Juni 2014

Sichtet man die Coaching-Literatur und filtert heraus, welche Themen am beliebtesten sind, fällt immer wieder das Stichwort Toolbox auf.  Die Leser lieben Übungen, Tools und Werkzeugkästen. Gerne wird auch NLP als Werkzeugkoffer beschrieben, aus dem man einzelne, hochwirksame Werkzeuge entnehmen und präzise nach eigener Zielvorstellung bei anderen einsetzen kann.

Eine Idee, die allerdings nicht zum Selbstverständnis eines systemischen NLP-Coachs passt. Denn Coach und Klient können, das zeigt die systemische Perspektive, nicht nicht kommunizieren. Die Wirkung einzelner Methoden lässt sich nicht von den Personen, zwischen denen sie angewandt werden, trennen.

Die Wirkung kommunikativer Methoden beruht vor allem auf der Persönlichkeit des Coachs und seiner Verbindung zum Klienten. Ihr Vertrauensverhältnis bestimmt, ob eine Methode erfolgreich ist. Anders dagegen Werkzeuge in einem üblichen Sinne: Sie können ganz ungeachtet des Verhältnisses zwischen Handwerker und Werkstoff zum Einsatz kommen.

Coaching und der Einsatz von Coaching-Tools ist empfängerorientierte Kommunikation. Der Coach selbst ist sein wichtigstes Werkzeug, das durch die Stimmigkeit bzw. Kongruenz von (Körper-)Sprache das Vertrauen erzeugt, das ein Klient auf dem Weg zur Veränderung braucht. Jede Methode wirkt nur so intensiv, wie der Coach selbst. Der Erwerb von Coach-Methoden ist daher nur zielführend, wenn er in einen intensiven Prozess der Persönlichkeitsentwicklung des Coachs eingebettet ist.

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