Posts Tagged ‘Thinking Environment’

Coaching als Denkpartnerschaft

15. November 2018

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Mit Time to Think hat Nancy Kline, Trainerin und Coach aus den USA, bereits 2015 die Macht des unabhängigen Denkens hervorgehoben und Räume eingefordert, in denen freies Denken kultiviert werden kann. Marion Miketta, Trainerin und Coach aus Berlin, hat mit Thinking Environment nun einen Leitfaden veröffentlicht, der typische Anwendungskontexte aufzeigt. Besonders interessant für den Coach: Der Coachingraum als als Ort einer Denkpartnerschaft.

In unserer tool-getriebenen Zeit erinnert Miketta daran, dass Coaching sich als dienende Profession versteht. Der Kutscher bzw. Coach begreift sich als Steuermann eines Vehikels bzw. Denkprozesses, der den Klient zum Erreichen seiner selbstgesetzten Ziele führt. Mit seiner Haltung und seinen Methoden erschafft der Coach eine Atmosphäre außerhalb des Alltags, in der schöpferische Ideen wieder Platz finden können.

Die Aufgabe des Coachs ist daher nicht das Zuhören, um zu reagieren oder Tools anzuwenden. Stattdessen geht es um das Zuhören als gelebte Achtsamkeitspraxis. Die Präsenz des Coachs im Hier und Jetzt erlaubt es dem Klienten, vertrauensvoll dem eigenen Gedankenstrang zu folgen und diesen selbsttätig weiterzuentwickeln. Durch seinen Aufmerksamkeitsfokus auf den Klienten erschafft der Coach den Denkraum, den der Klient in anderen Kontexten oft vermisst.

Aber auch in einem Thinking Environment stellt der Coach aktiv Fragen, um seine Rolle als Denkpartner auszufüllen. Seine Fragen thematisieren vor allem die Annahmen des Klienten, die einer Lösung im Wege stehen. Leitgedanke des Coachs ist es, mit jedweder Frage Öffnung zu schaffen, anstatt kategorisierende und bewertende „Schubladen“ zu erzeugen. Für den systemischen NLP-Coach bietet das Coaching in Form des Denkzirkels daher sehr wertvoller Anregungen.

Ein großer Nachteil des Buches sollte jedoch auch nicht unerwähnt bleiben: Mit der offensiven Art, mitten im Fachtext auf ihre Seminare und Ausbildungen zu verweisen, erzeugt Marion Miketta einen faden Beigeschmack.

Ein Denkfeld erschaffen

1. Dezember 2016

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„Eigenständiges Denken“, so die Kommunikationstrainerin Nancy Kline, „ist immer noch ein radikaler Akt.“ Doch es ist Zeit, ein Umfeld zu erschaffen, in dem alle Menschen, losgelöst von Hierarchien und Positionen, kreativ miteinander denken und handeln können. In „Time To Think“ formuliert Kline zehn verblüffend einfache Regeln, mit denen dieses „Thinking Environment“ geschaffen werden kann.

Als größte Barriere zum Erschaffen eines produktiven Denkumfelds beschreibt Kline unsere mangelnde Bereitschaft zum Zuhören. Wir lassen andere nicht ausreden, fallen ihnen ins Wort, nehmen ihre Gedanken vorweg und drücken durch unsere (Körper-)Sprache geringe Wertschätzung aus. Anstatt gemeinsam zu denken, entsteht ein Konkurrenzkampf um die Deutungshoheit.

In dieser Atmosphäre gehen nicht nur wichtige Gedanken im Moment ihrer Äußerung verloren. Mangelnde gegenseitige Wertschätzung führt auch zu einer Stimmung, in der keine neuen produktiven Gedanken entstehen können: Das Gespräch dreht sich im Kreis. Die Teilnehmer aber werten die Unproduktivität einer solchen Unterhaltung als Bestätigung ihres Vor-Urteils.

Nur eine Verlangsamung des Gesprächs und das Zuhören in einer ermutigenden, wertschätzenden und gelassenen Haltung können diese Schleife beenden. Einfühungsvermögen, die Bereitschaft, Vielfalt zuzulassen und die Fähigkeit, gute Fagen zu stellen, erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines produktiven Dialogs.

Nancy Klines Buch kommt leicht daher. Doch wer sie beim Wort nimmt, erzeugt in der Familie, der Gesellschaft und im Unternehmen eine radikal neue Kultur, geprägt von Vertrauen, kreativem Miteinander und der Motivation, eine gemeinsame Zukuft zu gestalten.

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