Jeder Coach ist anders

17. Juni 2022

Die gerade veröffentlichte Rauen Coaching-Marktanalyse 2022, der die Daten von 407 befragten Coachs zugrunde liegen, analysiert die Entwicklung des Coachingmarkts im zweiten Jahr der Pandemie. Besonders auffällig: Online-Coaching ist mit einem Anteil von 45% inzwischen zum Standardformat vor dem Präsenz-Coaching (44,1%) geworden. Außerdem hat der Anteil der Team- und Gruppencoachings beträchtlich zugenommen. Betrug er 2021 noch insgesamt 23,16%, beläuft er sich nun auf 36,69% des Coaching-Markts. Vieles deutet darauf hin, dass Konflikte ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung sind.

Noch eine weitere wichtige Erkenntnis der Analyse: Den prototypischen Coach gibt es eigentlich nicht. Besonders deutlich wird dies bei einem Blick auf die Zielgruppen. Obgleich die Mehrheit der Coachs über eine akademische Ausbildung verfügt und häufig bereits mehrere Jahre Führungstätigkeit nachweisen kann, coachen sie doch die unterschiedlichsten Zielgruppen, verbunden mit stark variierenden Einkommenschancen. Den größten Anteil am Coaching-Markt machen Privatpersonen mit beruflichen Anliegen aus (48,3%) aus, gefolgt von Führungskräften im Mittleren Management (43,84%). Aber auch der Anteil der Schulpflichtigen, Studierenden und Arbeitslosen am Zielgruppenspektrum nimmt zu.

Insgesamt ist im vergangenen Jahr der Coaching-Anteil an der Jahresarbeitszeit von Coachs von 33,19% auf 45,16% gestiegen. Das durchschnittliche Honorar, das bereits im vergangenen Jahr mit EUR 175,83 rückläufig war, ist dagegen auf EUR 164,65 gesunken. Allein die Soloselbstständigen mit freien Mitarbeitern konnten ihr Einkommen im Vergleich zum Vorjahr verbessern. Insgesamt nimmt die Zahl der Soloselbstständigen am Markt zugunsten von Coaching-Unternehmen ab. Waren 2021 Coachs mit geringerer Berufserfahrung noch erfolgreicher als ihre Kollegen mit langjähriger Erfahrung, so hat sich 2022 dieser Trend 2022 wieder umgekehrt.

Coaching wird in über der Hälfte aller Fälle (50,58%) vom Unternehmen finanziert. 33,28% aller Coachings zahlen die Klienten selbst. Alle übrigen Coachings werden von Weiterbildungsträgern, der Arbeitsagentur oder anderen Trägern ermöglicht. Das wichtigste Coaching-Thema ist die Reflexion der eigenen Führungsrolle, in 2022 gefolgt vom Thema Konfliktmanagement, das 2021 noch zu den Mittelfeldthemen gehörte. Offenbar gibt es so einziges zu tun, um den „Teamfluss“ nach zwei Jahren Pandemie und Homeoffice wiederherzustellen.

Die Untersuchungsergebnisse zum Thema Coach-Marketing unterscheiden sich im Jahresvergleich in geringerem Maße als die übrigen Daten. Weiterempfehlung bleibt der wichtigste Faktor für den Erfolg, gefolgt von der Spezialisierung und dem persönlichen Kontakt vor einem Coaching. Bei den Social-Media-Kanal-Aktivitäten führen LinkedIn und Xing an. Facebook, Instagram und Pinterest spielen dagegen nur eine untergeordnete Rolle, wenngleich Facebook-Aktivitäten aus der Warte der Coachs, die das Medium nutzen, genauso wirksam ist wie LinkedIn und Xing.