Jedem Verhalten liegt eine positive Absicht zugrunde. So jedenfalls lautet eine zentrale Vorannahme des NLP. Doch wann immer wir im Konflikt mit uns selbst oder mit anderen sind, scheint sich diese Vorannahme selbst in Frage zu stellen.
Kein Wunder. Denn welche positive Absicht kann unser Selbst schon verfolgen, wenn es uns Sabotagesymptome wie beispielsweise einen „inneren Schweinehund“ schickt? Und auch die positive Absicht eines Konfliktpartners liegt in den seltensten Fällen offen auf dem Tisch.
Genau in diesem Moment des Zweifels ist die Fähigkeit zur flexiblen Erkundung mentaler Landkarten gefragt. Im Vertrauen auf die oben genannte Vorannahme gilt es jetzt, die positive Absicht aufzuspüren.
Wobei der Konjunktiv Ihnen hilft, einen Schritt in die richtige Richtung zu tun: „Was könnte – immer vorausgesetzt, dass obige Vorannahme gilt – eine mögliche positive Absicht des beobachteten Verhaltens sein?“
Diese vorsichtige Frageweise bringt Ideen an den Tag. Und zugleich verdeutlicht sie, dass ein bestimmtes Verhalten nicht deckungsgleich mit der dahinter verborgenen positiven Absicht ist:
- Ihr Schweinehund hält Sie auf dem Sofa fest. Ein faules, inkonsequentes Verhalten für einen Menschen, der sich ein sportliches Gesundheitsprogramm vorgenommen hat. Und dahinter vielleicht die positive und ehrenswerte Absicht, nach einem langen Arbeitstag genügend Zeit für den Partner zur Verfügung haben zu können.
- Ihre Kollegin braucht immer viel zu lange für den Monatsbericht. Sehr lästig für Sie, weil Sie in Ihrem Arbeitsprozess auf die Daten dieses Berichts angewiesen sind. Und dahinter vielleicht die positive Absicht Ihrer Kollegin, einen perfekten, bis auf´s Letzte geprüften Bericht zu erstellen.
Beide Beispiele verdeutlichen, dass das Wissen um die positive Absicht allein noch nicht die Probleme löst, die das beobachtete Verhalten nach sich zieht. Doch das Erkennen einer positiven Absicht verändert Ihre emotionale Reaktion.
Wenn Sie die gute Gründe für Ihre „Faulheit“ erkennen, sind Sie offen für neue Wege zu Ihrem Ziel. Vielleicht finden Sie ja einen guten Kompromiss zwischen Sportlichkeit und der Pflege Ihrer Partnerschaft. Ein gemeinsames Sportprogramm könnte beispielsweise eine Lösung sein.
Wenn Sie die Motivation Ihrer Kollegin besser verstehen, reagieren Sie weniger gereizt. Vielleicht ergibt sich ja jetzt die Gelegenheit zu einem konstruktiven Gespräch.