
Beim Stichwort Aufstellungen denken Coaches nicht in erster Linie an NLP. Denn bei Aufstellungen steht das soziale System, also das Miteinander von Menschen im familiären oder beruflichen Kontext, im Mittelpunkt der Problemlösungsstrategie. NLP dagegen fokussiert auf den Einzelnen und dessen individuelle Lösungskompetenz.
Doch bei genauerer Betrachtung ist der Weg zwischen beiden kürzer als gedacht, ohne vorab das NLP „reformieren“, zu müssen, wie es sich beispielsweise Bernd Isert auf die Fahne geschrieben hat. Insbesondere zwei Berührungspunkte lassen die Integrierbarkeit beider Methoden erkennen:
NLP unterstützt Menschen beim Entwickeln eigenverantwortlicher Lösungen, wobei tragfähige Ansätze durch das erfolgreiche Bestehen des Ökochecks gekennzeichnet sind. Mit diesem Check werden die Auswirkungen des eigenen Handelns auf das persönliche Umfeld sorgfältig geprüft. Das soziale System ist also auch beim NLP-Ansatz immer ein zentraler Aspekt der Lösungsstrategie.
NLP arbeitet mit den sinnlichen Repräsentationen menschlicher Erfahrungen. Es nutzt den Tatbestand, dass jede Erinnerung des Menschen räumlich abgespeichert ist, so dass innere Bilder nach außen getragen und im Raum repräsentiert werden können. Genau das gleiche geschieht bei Aufstellungen, wenn auch Aufstellungen in der Regel auf einen weiteren Systemkontext als typische NLP-Interventionen zielen.
Welcher Nutzen ergibt sich nun daraus, die am Individuum orientierte NLP-Arbeit mit der systemischen Methode der Aufstellungen zu verbinden? Die Vorteile liegen auf der Hand: Aufstellungen ergänzen das klassische Drei-Positionen-Modell des NLP und erweitern damit die Möglichkeiten, ökologisch schlüssige Antworten zu finden oder gefundene Lösungen systematisch auf ihre Ökologie zu überprüfen.
Jeder Aufstellungsarbeit liegen bestimmte Annahmen über Systeme und deren Funktionsweisen zugrunde, also Metapositionen darüber, wie wir uns ein gut oder ideal funktionierendes System (z. B. Familie, Organisation, Firma) vorstellen und was wir als „Problem“ identifizieren.
Wie aber lässt sich der am Individuum orientierte Lösungsprozess des NLP mit einem Denkansatz integrieren, der das System und dessen Gesetzmäßigkeiten in den Mittelpunkt stellt? Genau an dieser Stelle treten, wie die Erfahrung zeigt, ideologische Reibungspunkte auf.
Mit NLP lässt sich eine einfache Schneise durch das ideologische Dickicht schlagen. Zwar argumentieren auch einige NLP-Autoren wie zum Beispiel Klaus Grochowiak, dass qualitative Unterscheidungen zwischen „individuellen“ und „systemischen“ Problemquellen vorgenommen werden können, für die jeweils entweder die NLP-Methodik oder Aufstellungen angezeigt sind. Doch diese Unterscheidung schafft eine Gegensätzlichkeit, die es in der konstruktivistischen Weltsicht nicht geben kann.
Wenn wir, so die konstruktivistische Basis von NLP, nicht die Welt selbst, sondern nur die durch unser Sinnessystem gefilterten Landkarten von der Welt wahrnehmen, dann kann es keine qualitativen Unterschiede zwischen Problemquellen geben.
Nicht ein System schafft ein Problem, sondern die „Landkarte“ des betroffenen Individuums bzw. das von ihr geschaffene mentale Konstrukt des Systems. Es liegt in der Hand des Individuums, diese Landkarte zu korrigieren. Die von NLP angenommene eigenverantwortliche Lösungskompetenz bleibt in allen Kontexten bestehen.
Aus dieser Sicht ist eine Aufstellung ein lösungs- und ressourcenorientiertes NLP-Format wie jedes andere auch. Wenn Menschen ihre Wahrnehmungs- und Handlungsfähigkeit durch Aufstellungen erweitern, lassen sich ökologisch verträgliche Lösungen finden. Das gesamte System kann daher davon profitieren, wenn der Einzelne persönliche Entwicklungsschritte geht.
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